Begegnung mit der palästinensischen Friedensaktivistin Faten Mukarker
Leben und leben lassen
shg01.10.2024 shgo Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Die 68-jährige Palästinenserin berichtete sowohl von ihrer Kindheit und Jugend in Bonn, als auch über ihr Leben und den oftmals bedrückenden Alltag in ihrer Heimat, im Westjordanland. Geboren in Bethlehem kam Mukarker mit nur zwei Monaten mit ihren Eltern nach Bonn. Der Vater war von einem Verlag als Drucksetzer für arabische Buchstaben angestellt worden. Während ihren Eltern Deutschland weitgehend fremd blieb, genoss die junge Faten die persönliche Freiheit der deutschen Kultur, lernte fließend Deutsch und war damals das einzige ausländische Kind an ihrer Schule. „In Deutschland war ich nur vormittags“, berichtete sie, „mittags kam ich nach Hause und tauchte ein in die arabische Welt.“
Vergeltungsschläge an der Tagesordnung
Als 19-jährige kehrte sie ins Westjordanland zurück, um zu heiraten. Dort gehört sie einer Minderheit an; nur 0,8 Prozent der Einwohner sind Christen. Hier erlebt sie die seit vielen Jahren andauernden Spannungen zwischen Israel und den von Palästinensern bewohnten Gebieten. „Wir leben seit Jahrzehnten in einer Gewaltspirale“, so Mukarker. Der Überfall der Hamas auf Israel im vergangenen Oktober hat die Situation der Bevölkerung im Westjordanland noch weitaus verschlimmert: „Seit einem Jahr kommen keine Touristen mehr nach Bethlehem. Alle, die vom Tourismus gelebt haben, wissen nicht, wie sie genug zum Leben verdienen sollen.“ Wasser und alle Güter des täglichen Gebrauchs sind knapp. „So schlimm wie jetzt war es noch nie“, fasst die Aktivistin die Situation zusammen.
Werben um Frieden
Deshalb wirbt die Aktivistin um Frieden. „Beide Seiten müssen in Würde leben können. Dieser Konflikt hält schon so lange an und hat sich immer weiter zugespitzt. Sowohl die jungen Palästinenser als auch die Israelis wachsen in einem Klima von Gewalt und Hass auf. Das kann nicht zu etwas Gutem führen.“ Faten Mukarker warb darum, die Verletzungen auf beiden Seiten des Konflikts anzuerkennen, eine Perspektive auch für Gaza und das Westjordanland zu bieten und damit Hoffnung für die Bevölkerung zu wecken. „Die Lösung lautet: Leben und leben lassen“, sagte sie. Im Anschluss hatten die Besucher Gelegenheit Fragen zu stellen.
Gastgeber der, von Schulleiter Dirk Weigand moderierten, Veranstaltung war das Evangelische Gymnasium Bad Marienberg, unterstützt von der Evangelischen Erwachsenenbildung des Dekanats Westerwald und der Katholischen Erwachsenenbildung Rhein-Lahn – Westerwald.
Am gleichen Vormittag hatte Faten Mukarker vor rund 160 Oberstufenschülern und Zehntklässlern des Evangelischen Gymnasiums Bad Marienberg gesprochen und sich deren Fragen gestellt. Derzeit ist die Friedensaktivistin noch in Deutschland auf Vortragsreise und kann zu Vorträgen und Gesprächsabenden eingeladen werden.
Zur Person:
Faten Mukarker, 1956 in Bethlehem geboren, ist eine deutschsprachige christliche Palästinenserin aus Beit Jala im Westjordanland. Als griechisch-orthodoxe Christin wuchs sie in Deutschland auf und lebt nun in Beit-Jala im Westjordanland. 1998 erschien ihr Buch: „Zeitzeugen –Leben zwischen Grenzen – Eine christliche Palästinenserin berichtet.“ Daneben veröffentlichte sie zahlreiche Beiträge in Zeitschriften und gab Fernsehinterviews. Faten Mukarker setzt sich seit Jahren für Frieden und Verständigung ein und berichtet über ihr Leben zwischen Grenzen und Mauern.
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