Bätzing: Unser Lebensstil ist an seine Grenzen gekommen
Bischof und Dekan feiern ökumenischen Gottesdienst
Bistum LimburgDekan Dr. Axel Wengenroth und Bischof Dr. Georg Bätzing (rechts).14.10.2022 bon Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Der Bischof feierte den Gottesdienst gemeinsam mit Dr. Axel Wengenroth, dem Dekan des Evangelischen Dekanats Westerwald und mehr als 250 Gläubigen, darunter viele Landwirte aus dem Westerwaldkreis, dem Kreis Altenkirchen und dem Kreis Neuwied.
Corona als harte Probe
Die Corona-Pandemie habe zu materiellen Engpässen, vor allem aber zur Isolation von Menschen geführt und den gesellschaftlichen Zusammenhalt auf eine harte Probe gestellt. „Wir konnten nicht mehr zusammenkommen. Wir konnten unsere Kranken nicht mehr besuchen. Nicht wenige sind alleine gestorben. Dies ist für mich der größte Schmerz und die größte Anfrage an das Handeln der Kirche in der Zeit des ersten Lockdowns“, erklärte Bätzing. Noch sei Corona nicht vorbei und schon bestimme der Krieg und seine Folgen den Alltag der Menschen. „ Jeder spürt die Fragen und die Herausforderungen für unsere Gemeinschaft und unsere Solidarität, wenn wir über diesen Herbst und Winter kommen wollen“, so der Bischof. Viel zu lange habe man wie selbstverständlich weitergemacht und weitergedacht und alle lauten Mahnungen bewusst überhört. Auch dies habe dazu geführt, dass die Landwirtschaft mit den enormen Auswirkungen umgehen müsse.
Verantwortung für Schöpfung nicht wegdelegieren
„Machen wir uns nichts vor. Angesichts der nationalen und globalen Veränderungen wächst unsere Verantwortung. Wir müssen uns lauter, entschiedener und nachhaltiger für die Versorgung der Menschen, den Stopp des Hungers weltweit einsetzen“, stellt Bätzing klar. Diese Erkenntnis sei grundsätzlich nicht neu und eigentlich war das Ziel, dass bis 2035 keine Menschen mehr verhungern sollten. Die Entwicklung sei aber leider eine andere. Weltweit lebten wieder hunderttausende Menschen mehr am Rand der Existenz. „Dafür tragen auch wir mit unserem täglichen Handeln bei“, mahnte der Bischof. Mehr Engagement und eine Bewusstseinsschärfung brauche es auch mit Blick auf die Bewahrung der Schöpfung. Man dürfe die Verantwortung für den Erhalt der Natur, der Wiesen und Felder, der Äcker und des menschlichen Lebens nicht wegdelegieren und bestimmte Berufsgruppen dafür allein verantwortlich machen. „So ist es nicht. Unser Lebensstil ist an Grenzen gekommen. Ehrlicherweise müssen wir uns eingestehen, diese Grenze schon überschritten zu haben.
"Wir leben auf Pump"
Mit Blick auf die natürlichen Ressourcen leben wir bereits jetzt auf Pump und auf Kosten der jüngeren Generation. Das darf uns doch nicht egal sein“, so Bätzing. Es brauche die Überwindung von Gewohnheiten und es brauche eine größere Perspektive. Für Christinnen und Christen sei diese Perspektive das Reich Gottes. Es sei mit Jesus Christus bereits da und im Wachsen. „Das Reich Gottes, die Herrschaft Gottes, stehe für Gerechtigkeit, für Wahrhaftigkeit, für Treue und Wertschätzung gegenüber allen Menschen und sorge dafür, dass die ganze Schöpfung gut leben kann mit Gott“, sagte der Bischof. Jesus sei in seinem Reden vom Reich Gottes und in seinem Handeln kein Romantiker und auch kein Pessimist gewesen. Er habe darum gewusst, dass es viel Anstrengung, viel Lebenseinsatz und Hingabe brauche, die mehr gebe als sie bekomme. „Das Reich Gottes wächst gegen allen Starrsinn. Wirkliche Veränderung ist möglich, wenn sie geschieht, wenn wir uns mehr und mehr Jesus anschließen und ihm nachfolgen“, so der Bischof.
Viele Begegnungen vor Ort
Mit dem ökumenischen Gottesdienst und dem Gespräch mit den Landwirten beendete Bischof Georg die Visitation des katholischen Bezirks Westerwald: Insgesamt 25 Tage verbrachte der Bischof von Ende April bis Mitte Juli in der Region und gewann so einen Einblick in das kirchliche Leben.
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