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Gesitliche Impulse von Pfarrer Frank Dönges Nr. 5

Ein Sonntag ohne Gottesdienst

bon

Ein Sonntag ohne Gottesdienst. Das ist gewöhnungsbedürftig. Mir fehlt er außerordentlich. Das verstärkt die gespenstische Ruhe, die im Moment die Gesellschaft lähmt. Aber alles im Leben hat seine zwei Seiten. Die Stille vor meinem Fenster genieße ich trotzdem. Kein Verkehr heute Morgen. Die Autos stehen still, kein Lärm, keine Bewegung.

Das gibt mir Hoffnung, dass die Menschen es jetzt doch so langsam begriffen haben: wir können alle dazu beitragen, die Infektion zu begrenzen, wenn wir mal zu Hause bleiben. Auch wenn es schwerfällt. Die Menschen in meiner Umgebung, auf einem dieser kleinen Dörfer im Westerwald, scheinen es endlich auch umzusetzen.
Diese Ruhe, diese Stille empfinde ich nicht als unangenehm. Im Gegenteil. Aber ich weiß auch, dass es Menschen gibt, die damit gar nicht zurechtkommen. Sie empfinden Untätigkeit, Stillstand, häusliche Enge und Kontaktsperre als unangenehm. Sie leiden darunter. Das ist furchtbar. Ich versuche das mit meiner Empfindung über den Verlust des Gottesdienstes am Sonntag zu vergleichen. Es gibt da Gemeinsamkeiten: Im Gottesdienst komme ich mit anderen Menschen zusammen, ich komme aus meiner häuslichen Umgebung heraus, kann mir in Gemeinschaft meiner selbst bewusst werden. Ich bin im Gottesdienstgeschehen mit Gebet, Hören auf Gottes Wort und gemeinsamem Gesang ein Bestandteil dieser Gemeinschaft, die ohne mich eine andere wäre, und ohne die auch ich ein anderer wäre. Das ist das Gegenteil von Isolation. Doch neben dieser Gemeinsamkeit gibt es eben auch den Unterschied: die Stille. Stille im Gottesdienst, Stille im Hören auf Gottes Wort, Stille im Gebet, sie tut mir gut. Ich empfinde sie als heilsam.
Vielleicht lernen wir die Stille neu schätzen, in dieser zur Untätigkeit und Abschottung verurteilten Zeit. Ich kann sie ja auch zum Nutzen einsetzen, auch zu Hause. So fällt mir auch ein, wie ich den Verlust des heutigen Gottesdienstes auffangen kann:
Jesus sagt: Aber es kommt die Zeit und ist schon jetzt, in der die wahren Anbeter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn auch der Vater will solche Anbeter haben.
 (vgl. Johannes Kapitel 4, Vers 20-24)
Gott ist Geist und auf diese Weise stets an meiner Seite, unsichtbar, aber nicht ohne spürbare Auswirkung. Ihn „anzubeten“, das kann schlicht heißen, mit ihm zu sprechen. Das geht auch zu Hause, am Sonntag, und an jedem anderen Tag. Mit ihm zu sprechen und ihm meine Sorgen, Befürchtungen, meine Freude, meinen Dank, meine Hoffnung, kurz: alle, was mich gerade bewegt, auszusprechen, ist Gottesdienst. Egal, wo ich mich gerade befinde. So wird für mich wieder Sonntag.

Gebet
Barmherziger Gott, lieber Vater,
heute ist Sonntag, der Tag des Herrn, Anno Domini, so hieß es früher.
Haben wir das vergessen?
Haben wir vergessen, dass jeder Tag, jeder Ort nicht ohne Dich existiert?
Lehre uns, das neu zu entdecken.
Lehre uns, dass Stille nicht zu fürchten ist, dass Alleinsein nicht Einsamkeit bedeutet, dass beschäftigungslos nicht bedeutungslos bedeutet.
Lehre uns, dass nicht alles einen Zweck, aber immer einen Sinn hat.
Steh uns bei und sprich zu uns – in der Stille und durch die Stille.
Hab Dank dafür, dass Du da bist und wir nicht allein sind.

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