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Freizeitheim beherbergt während Corona-Krise 18 psychisch erkrankte Männer und Frauen

Freizeitheim hilft Tagesstätte aus

bonDie Klienten der Tagesstätte genießen die Umgebung um die Freizeitstätte Dreifelden.

Für Dieter (Name geändert) muss alles an seinem Platz sein. Dieter leidet an Depression und einer Angststörung, und wenn Dinge in gewohnten Bahnen laufen, gibt ihm das Halt. Aber in Corona-Zeiten läuft kaum noch etwas in gewohnten Bahnen. Die Pandemie hat Dieter und die anderen 17 Klienten der Westerburger Tagesstätte für psychisch Kranke zu einem Ortswechsel gezwungen.

 

Zu klein für Corona

In Westerburg war nicht genug Platz, um die Abstandsregeln einzuhalten. Nun treffen sie sich in der Evangelischen Freizeitstätte Dreifelden – wenn auch nur vorübergehend. Ein Schritt, der für die Menschen von einer Herausforderung zum Segen wurde.

Betreuung per Telefon

Astrid Müller-Ax leitet die Gruppe und erinnert sich an die aufregende Zeit im Frühjahr. „Nachdem wir die Tagesstätte aufgrund der Corona-Regelungen vorübergehend schließen mussten, haben wir unsere Besucher telefonisch engmaschig betreut und einiges für ihren Alltag koordiniert. Uns war aber schnell klar, dass das nur eine Notlösung ist“, sagt die Leiterin. „Als die Tagesstätten Anfang Mai wieder den Betrieb aufnehmen durften, wollten auch wir wieder loslegen. Allerdings bekommen wir in unseren Westerburger Räumlichkeiten wegen der Abstandsregeln nur eine Handvoll Leute unter.“

Großes Vertrauen

Hilfe kommt vom Freundeskreis des evangelischen Jugendheimes Dreifelden. Der Verein bietet dem Team der Tagesstätte an, das Haus bis auf weiteres zu nutzen. „Unsere Leute wussten erst einmal nicht, was sie davon halten sollen, denn eine neue Umgebung bedeutet für Menschen mit einer psychischen Erkrankung auch eine gewisse Verunsicherung“, sagt Astrid Müller-Ax. „Doch sie haben uns als Team vertraut und gesagt, dass das schon die richtige Entscheidung ist“, sagt sie lächelnd.

Viel Platz

Als die Gruppe Anfang Mai das neue Domizil bezieht, passen sie das Haus erst einmal ihren Bedürfnissen an: Speiseräume werden ausgemessen, Tische und Stühle gerückt. Sie kleben Abstandshalter auf den Boden; das Schlafzimmer ist das neue Büro der Koordinatoren, und im großen Gruppenraum findet nun die Ergotherapie statt. Claudia Schamuhn-Weik leitet sie – und freut sich über den geräumigen ersten Stock, in dem die Teilnehmer ganz entspannt zur Ruhe kommen können.

Ein sicherer Ort

Einer von ihnen ist Johannes: Konzentriert führt er Pastellkreide über naturweißes Papier, sodass nach und nach bunte Blumen entstehen. „Eigentlich kann ich gar nicht so gut malen“, sagt er und lächelt verschmitzt. Die farbintensiven Blütenmuster sagen etwas anderes, und Johannes scheint ganz bei sich zu sein, während er mit seinen Fingern die Farben verreibt. Auch die anderen Erwachsenen sind in ihre Tätigkeiten versunken: Eine Frau bastelt Traumfänger, eine andere häkelt, jemand malt einen Doppeldecker, ein anderer liest Zeitung. Alles wirkt gelassen. Der Ort, der vorher unbekannt war, ist ein sicherer.

Struktur im Alltag

Sicherheit heißt aber auch: Verlässlichkeit. Deshalb ist der Tag für die Klienten klar strukturiert. Morgens werden die Männer und Frauen von einem eigens organisierten Fahrdienst abgeholt; nach dem Frühstück gibt’s therapeutische Angebote, es ist Zeit für Gespräche mit den Sozialarbeitern und Pädagogen. Danach das Mittagessen, und bevor sie um 15 Uhr wieder nach Hause aufbrechen, stehen in Dreifelden Aktionen in der Natur an. Heute lädt Diplom-Sozialpädagogin Kata Pesti von der Kontakt- und Informationsstelle des Diakonischen Werkes in Montabaur zu einem „achtsamen Waldspaziergang“ ein. Die Gruppe bewegt sich langsam durch den Forst; bleibt immer wieder stehen; lauscht, riecht und fühlt. Es scheint, als blicken sie weg von sich und ihren Sorgen, hinein ins satte Grün des Dreifelder Waldes.

Keine Dauerlösung

So schön es in der naturnahen Freizeitstätte auch ist. Sie ist keine Dauerlösung. „Anfang Juli beginnt dort wieder der laufende Betrieb, und wir müssen uns nach etwas Anderem umsehen“, sagt Astrid Müller-Ax. Aber Dreifelden ist trotzdem mehr als eine Zwischenlösung, sagt sie: „Ich finde es toll, wie die Tagesstättenbesucher diese neue, unbekannte Situation gemeistert haben. Davon profitieren sie sicher auch dann noch, wenn alles wieder etwas normaler ist.“ (bon)

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