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Dekanat ludt zu kleiner Reise ein: Kantorin und Kantoren stellten drei bemerkenswerten Instrumente vor

Wenn Orgeln klingen wie ein warmes Lächeln

bonKantorin Eva Maria Mombrei (rechts) präsentiert den Teilnehmenden der Orgelreise die historische Raßmann-Orgel in der Evangelischen Kirche Höhr-Grenzhausen.

Warmer Schokopudding, glitzerndes Silber, blubberndes Wasser. Zugegeben – an den Klang einer Kirchenorgel erinnern diese Umschreibungen nicht. Doch wenn man in die Klangwelten der „Königin der Instrumente“ eintaucht, passen diese Vergleiche erstaunlich gut.

bonDekanatskantor Christoph Rethmeier (rechts) präsentiert den Teilnehmenden der Orgelreise die historische Schöler-Orgel in der Evangelischen Stiftskirche Gemünden.

Klang-Reise

Drei dieser Schmuckstücke haben die Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker Eva Maria Mombrei, Jens Schawaller und Christoph Rethmeier gemeinsam mit dem Kirchenmusikausschuss des Evangelischen Dekanats Westerwald nun vorgestellt: auf einer unterhaltsamen Orgelreise durch den Westerwald, an der insgesamt rund 20 Gäste teilnahmen.

Höhr-Grenzhausen

Die erste Station: die Evangelische Kirche Höhr-Grenzhausen. Dort erleben die Zuhörerinnen und Zuhörer den sonoren Klang der 1861 erbauten Raßmann-Orgel. 1861 bedeutet: Es ist die Epoche der Romantik, und die Instrumente dieser Zeit orientieren sich am Klangideal eines Orchesters. „Sie klingen weniger spitz als diejenigen des Barock; eher warm und etwas dunkler“, weiß Kantorin Eva Maria Mombrei und schwärmt davon, wie die einzelnen Register – das sind die unterschiedlichen Klangfarben – zu einem homogenen Ganzen verschmelzen.

So bemerkenswert das kleine, aber feine Instrument auch ist: Die historische Traktur, also die Spielmechanik, ist recht schwergängig und laut. Während Eva Maria Mombrei spielt, klappern die Tasten deutlich hörbar mit. Doch der Kraftaufwand der Finger wird mit einem herrlich weichen Klang belohnt. Im Anschluss an die Orgelführung hatten die Zuhörerinnen und Zuhörer zudem Gelegenheit, auch das Gotteshaus näher kennen zu lernen: Knud Heuer kennt die Höhr-Grenzhäuser Kirche gut und berichtete kurzweilig über dessen Geschichte.

Rückeroth

Eine Kirche mit Geschichte ist auch das Mitte des 13. Jahrhunderts erbaute Gotteshaus in Rückeroth. In ihr steht ebenfalls ein kleines, aber feines Instrument, das – ungewöhnlich für den Westerwald – nicht aus der Werkstatt der Orgelbauer Raßmann oder Schöler stammt, sondern vom Neuwieder Orgelbauer Weil konstruiert wurde. Klanglich ähnelt es dennoch dem Instrument aus Höhr-Grenzhausen: Es tönt weich und harmonisch. „Und selbst die helleren Register klingen nie so scharf wie bei einer Barockorgel. Sie schimmern eher silbrig“, sagt Dekanatskantor Jens Schawaller.

Andere Pfeifenarten erinnern ihn an ein blubberndes Aquarium, an ein strahlendes Lächeln – oder eben an einen Schokopudding mit Sahnehäubchen. „Die Weil-Orgel macht Spaß und hat trotz ihrer Größe einen enormen klanglichen Reichtum – ganz ohne Computer und ohne Synthesizer. Sie ist ein bemerkenswertes Instrument mit einem eigenständigen Klang, der Freude macht.“

Gemünden

Die letzte Station der Orgelreise ist die Evangelische Stiftskirche in Gemünden, und dort wartet das größte Instrument der Tour auf die Gäste: die imposante Schöler-Orgel von 1765. Fast alle der 22 Register sind noch original, erklärt Dekanatskantor Christoph Rethmeier und geht anschließend auf die verschiedenen Elemente einer Orgel ein. Das größte – das Hauptwerk – bildet das klangliche Fundament und nimmt auf der Empore den größten Raum ein. Darunter liegt das Brustwerk: Die Pfeifen in diesem Gehäuse befinden sich auf Brusthöhe des Organisten, der in Gemünden recht beengt seitlich an der Orgel sitzt.

Apropos beengt: Die Tasten sind kleiner als diejenigen heutiger Spieltische, und im Pedal fehlen ein paar Töne. „Auf der Gemündener Orgel kann also nicht jedes Stück der Orgelliteratur gespielt werden“, erklärt Rethmeier – übrigens auch wegen der eigentümlichen Stimmung des Instruments: Es klingt nicht nur einen halben Ton höher, sondern ist so gestimmt, dass manche Tonarten sehr harmonisch, andere wiederum ziemlich schräg klingen – im Gegensatz zu modernen Instrumenten, bei denen alle Tonarten gleich gut spielbar sind.

Ein weiterer Unterschied der barocken Schöler-Orgel zu anderen Instrumenten in den evangelischen Kirchen des Westerwalds sind die sogenannten Zungenregister. Das sind Pfeifen, in denen die Töne mit Aufschlagzungen erzeugt werden. Diese Register gibt es im Westerwald nur in größeren Orgeln. In Gemünden trägt eines den Namen „Vox Humana“ und soll tatsächlich die menschliche Stimme nachbilden. „Ob das gelungen ist, überlasse ich Ihnen“, sagt Christoph Rethmeier mit einem Augenzwinkern zu seinen Gästen.

Auch wenn eine Orgel die menschliche Stimme nicht ersetzen kann: Die Wäller Orgellandschaft ist trotzdem eine hochinteressante. Und der Klang der drei Instrumente wird bei den Gästen der Orgelreise wohl noch lange nachhallen. (bon)

 

Hier gibt es die Orgelreise als Video

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