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Geistliche Impulse von Pfarrer Frank Dönges Nr. 9

Ausnahmezustand

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Der gegenwärtige Ausnahmezustand ist einzigartig. Die Einschnitte, Beschränkungen und veränderten Tagesabläufe sind ohne Beispiel für die Nachkriegsgeneration. Die Kriegsgeneration kennt sie noch. Wir können viele Vergleiche anstellen.

Was ist schwieriger: unter Einschränkungen zu leben, die auf Mangel beruhen, weil in den Ruinen des Nachkriegsdeutschlands vieles nicht vorhanden war, oder unter Einschränkungen in der Überfülle des Wohlstands zu leben? Humorvoll könnten wir sagen: „Beides gleich -  „gehamstert“ wurde auch nach dem Krieg.
Viel wichtiger finde ich die Frage: „lernen wir aus der Krise?“ Jetzt werden ja des Öfteren Zukunftsbilder entworfen, wie unsere Leben wohl aussehen wird, wenn die Maßnahmen des Ausnahmezustands zurückgenommen worden sein werden, wenn so etwas wie Normalität wieder eingekehrt sein wird? Und die Frage: „wie wird diese Normalität aussehen?
Wenn ich davon höre, dass jetzt Menschen aus der Not Profit schlagen wollen und Schutzkleidung und Schutzmasken über das Internet zu Wucherpreisen anbieten – von Betrügereien mal abgesehen – dann bin ich sehr skeptisch. Wenn die Maßstäbe des Kapitalismus so sehr in Fleisch und Blut übergegangen sind, dass ich keine Skrupel kenne und unter dem Motto „Geschäft ist Geschäft“ darauf verweise, dass die Nachfrage den Preis bestimmt – in der Not also ein besonders hoher Preis – dann glaube ich nicht daran, dass wir etwas daraus lernen.
Aber - und das ist für mich ein ermutigendes Hoffnungszeichen – ich habe den Eindruck wir lernen etwas in dieser Krise. Es gibt im Augenblick keine Experten mehr, die wissen, wie es ausgeht, oder was zu tun ist. Es gibt, Gott-sei-Dank, Fachleute, die erklären können, was passiert, und Profis in den Krankenhäusern, die so viel Fähigkeiten besitzen und Erfahrung gesammelt haben, dass sie auch mit unvorhergesehenen Unglücksfällen und Erkrankungen umgehen können. Aber es gibt niemanden, der klare und eindeutige Lösungen parat hat. Deshalb, glaube ich, rücken die Menschen zusammen, werden kreativ und entdecken die Freude an ganz einfachen Dingen, die wir lange vergessen zu haben schienen: Die Freude, zu helfen. Die Freude einen handschriftlichen Brief zu schreiben. Die Freude, zu telefonieren und Kontakte wieder aufzufrischen. In manchen Gesprächen ist mir aufgefallen, dass es uns gegenwärtig leichter fällt, die eigene Ratlosigkeit und manche Befürchtungen auszusprechen und zu zugeben. Ausdruck für die gewachsene Einsicht, dass uns die Ellbogengesellschaft mit ihrer Rücksichtslosigkeit nicht weiterbringt. Wenn wir alle bedroht sind, lernen wir, dass wir eine Schicksalsgemeinschaft sind. Ich finde es schade, dass es dafür eine konkrete Bedrohung geben muss. Aber wenn sie uns hilft verloren gegangene Werte der Menschlichkeit wieder zu entdecken, dann habe ich doch noch Hoffnung für die Zukunft, für die Zeit danach.
Und so würde ich dir Frage des Psalmbeters (Psalm 8, Vers 5): Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst?“ (Psalm 8, Vers 5) mit einem Wort beantworten: Lernfähig!

Gebet

Himmlischer Vater,
hab Dank, dass du den Menschen so hoch schätzt.
Davon leben wir.
Auch wenn wir immer wieder enttäuschen.
Wir lernen auch dazu.
Hilf uns dabei, lernfähig zu bleiben,
durch Menschen, „die uns der Himmel schickt“
durch überraschende Zeichen der Menschlichkeit,
durch geleistete Hilfe,
durch überstandene Prüfungen
durch beruhigte Ängste
durch dein Wort: „Fürchte dich nicht!“


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