Männer und Frauen über 80 erzählen, warum ihnen das Engagement so gut tut
Diakonie: Senioren erleben Ehrenamt als Bereicherung
bonZwölf der insgesamt 17 Über-80-Jährigen, die sich ehrenamtlich diakonisch engagieren, haben sich nun in Westerburg ausgetauscht.17.11.2023 bon Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Die 17 Männer und Frauen sind allesamt älter als 80 Jahre und engagieren sich in der Regionalen Diakonie Westerwald. Zwölf von ihnen haben sich nun in Westerburg zum Austausch getroffen. Auf Einladung der Diakonie sprachen sie bei Kaffee und leckeren Torten über ein Engagement, das jung hält.
Seit Jahren dabei
Die meisten der Helferinnen und Helfer sind schon seit Jahren dabei. Sie arbeiten ehrenamtlich in einer der acht Wäller Ausgabestellen der Tafel oder im Kleiderladen „Mittendrin“ in Bad Marienberg. Inzwischen können sie sich einen Alltag ohne das Engagement gar nicht mehr vorstellen. Zum Beispiel die 81-jährige Helga Schwickert, eine der guten Seelen von „Mittendrin“: „Ich wohne in einem kleinen Ort, indem es nicht allzu viele Angebote gibt. Deshalb freue ich mich jede Woche aufs Neue, wenn ich im Kleiderladen mit netten Leuten und einem tollen Team zu tun habe.“
Teil des Lebens
Auch für Rosemarie Himmerich (83) ist ihr Einsatz keine Last, sondern sinnstiftend: „Mir tut die Arbeit in der Herschbacher Tafel-Ausgabestelle einfach gut. Inzwischen ist sie ein fester Teil meines Lebens.“ Waltraud Schulz arbeitet mit ihren 82 Lenzen immer noch in der Tafel-Ausgabestelle Westerburg mit und ist Spezialistin für Käse-, Wurst- und Milchprodukte – und gilt als diejenige, die alles im Blick hat: „Sie weiß immer, was noch im Kühlschrank ist und welche Fahrer gerade unterwegs sind“, sagt Tafel-Koordinatorin Petra Strunk lächelnd.
Nicht vor der Glotze sitzen
Edmund Steinebach ist unterdessen eher fürs Handfeste zuständig: Mit 86 Jahren ist er der älteste in der Runde – und schleppt immer noch Kisten. „Ich bewege mich eben viel. Das hält mich fit. Soll ich mich daheim etwa vor die Glotze setzen? Nee, das liegt mir nicht.“ Dann doch lieber aktiv bleiben – und die Zeit mit anderen verbringen. So sieht das auch Ingrid Eulberg (80). Sie spült in der Westerburger Ausgabestelle unter anderem die Lieferkisten und ist dort auch fürs Kaffeekochen zuständig. „Das hat sich so eingebürgert“, sagt sie lächelnd. „Als ich dort angefangen habe, sagten die Leute: ,Mensch, da tust Du aber ein gutes Werk!‘. Nun, ich mache das ja auch für mich. Weil es mir selbst viel Freude bereitet und es mir richtig leid tut, wenn ich mal nicht kommen kann.“
Begegnung auf Augenhöhe
Auch der Dienstälteste in der Runde bedauert das ehrenamtliche Engagement nicht – ganz im Gegenteil: Friedel Stahl ist seit 20 Jahren dabei und hat bereits die Anfänge der Lebensmittelausgabe im ehemaligen Bahnhof Bad Marienberg miterlebt. Er mag es, wenn er mit ganz unterschiedlichen Leuten ins Gespräch kommt. „Besonders schön ist es, wenn ich auf der Straße von Tafelkunden mit einem Lächeln begrüßt werde“, meint er. Die Arbeit hilft ihm, Dinge richtig einzuordnen. „Wir sind nicht besser als unsere Kunden. Wir sind allesamt Menschen auf Augenhöhe.“ Umso mehr stört es ihn, wenn er mit Nörglern spricht, die glauben, dass die Tafelkunden ihn und andere ausnutzten: „Denen entgegne ich, dass alle unsere Klienten überprüft werden und nur diejenigen Lebensmittel bekommen, die’s wirklich brauchen. Ich bin überzeugt von der Arbeit, die wir hier tun. Sonst würde ich’s nicht machen.“ Begegnungen von Mensch zu Mensch und auf Augenhöhe.
Bewegende Momente
Diese Momente machen die Arbeit bei der Tafel und im Kleiderladen so wertvoll, finden die Senioren. Zum Beispiel dann, wenn ein Mann kein sauberes Hemd für das Sechs-Wochen-Amt seiner verstorbenen Frau hat und im Kleiderladen überglücklich fündig wird, wie eine Teilnehmerin erzählt. Auch Ursula Walzer (83) kennt solche bewegenden Momente und bringt ihr Engagement auf den Punkt: „Ich werde oft gefragt, warum ich noch arbeiten muss. Ich sage dann: Ich muss nicht mehr arbeiten, ich darf es noch. Und ich bekomme nicht einmal Geld dafür. Viele verstehen das nicht. Aber ich verstehe es. Weil ich im Leben viel Gutes erfahren habe und nun aus Dankbarkeit davon etwas zurückgeben möchte.“ (bon)
Im Detail: Diese Senioren sind über 80 und engagieren sich in der Regionalen Diakonie Westerwald:
- Ausgabestelle Westerburg: Ingrid Eulberg, Wilma Gläser, Waltraud Schultz, Otto Merfels, Edmund Steinebach.
- Ausgabestelle Bad Marienberg: Friedel Stahl, Therese Mahn.
- Ausgabestelle Herschbach: Rosemarie Himmerich, Gisela Kohlenbeck.
- Ausgabestelle Montabaur: Klaus Maag, Elisabeth Krause.
- Ausgabestelle Höhr-Grenzhausen: Thea Ostrowski, Elisabeth Diefenbach.
- Kleiderladen mittenDRIN Bad Marienberg: Ursula Walzer, Helga Schwickert, Monika Schimmelfennig, Ilse Preiß.
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