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Lisa Tumma und Sabine Jungbluth beginnen in der Kreisstadt und wollen evangelisches Profil schärfen

Neue Pfarrerinnen starten in Montabaur

bonFreuen sich auf die neue Aufgabe in Montabaur: Pfarrerin Sabine Jungbluth (links) und Pfarrerin Lisa Tumma.

Gleich zwei neue Pfarrerinnen treten im August ihren Dienst in der Evangelischen Kirchengemeinde Montabaur an: Sabine Jungbluth mit einer halben und Lisa Tumma mit einer vollen Stelle. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Anne Pollmächer wollen sie dem Leben in der Kreisstadt neue Impulse geben.

Denn die Arbeit der Kirche wird in der Region nicht nur wahrgenommen, sondern sehr wertgeschätzt, sagen sie im Interview.

Frau Tumma, Frau Jungbluth, im Ranking der lebenswertesten Kleinstädte in Deutschland belegt Montabaur Platz 17. Die Stadt ist beliebt und ein großer Wirtschaftsstandort im Westerwald. Wo hat die Evangelische Kirche dort ihren Platz?
Lisa Tumma: Kirche ist ein wichtiger Player und wird von der Stadt selbstverständlich angefragt – ob in der Flüchtlingshilfe, bei Eröffnungen, bei Schulgottesdiensten. Mein Eindruck ist: Der Stadt ist es ein Anliegen, dass die Kirche sichtbar ist und sich einbringt.
Sabine Jungbluth: Für mich ist die Evangelische Kirche auch eine Anlaufstelle für die vielen Zugezogenen, die neu in der Stadt sind. Wir vermitteln Kontakte und können mit dazu beitragen, dass sie sich hier schneller heimisch fühlen. Trotzdem ist die Region eher katholisch geprägt.

Glauben Sie, dass die Evangelische Kirche im Westerwald ihr Profil noch stärker schärfen sollte oder dass konfessionelle Grenzen künftig eine immer geringere Rolle spielen?
Sabine Jungbluth: Es gab und gibt in der Region eine tolle ökumenische Zusammenarbeit. Aber wir als Protestanten sollten unser evangelisches Profil trotzdem nicht aus den Augen verlieren: Nur der Glaube macht uns frei – verantwortlich alleine vor Gott und meinem Gewissen. Wir müssen einladend sein, offen sein und respektvoll miteinander umgehen.
Lisa Tumma: Ich bin aus meinem Glauben heraus dafür verantwortlich, wie ich mich in der Gesellschaft einbringe – nicht, weil mir es von außen vorgegeben wird. Das ist das, was Luther mit der Freiheit eines Christenmenschen meint. Dieses Protestantische sollten wir nach innen stärken und bewahren und mit dieser Haltung selbstbewusst in ein gutes ökumenisches Miteinander gehen.

Wie wollen Sie als neue Pfarrerinnen in Montabaur Kirche gestalten?
Lisa Tumma: Kirche muss der Lebenswelt der Menschen Raum geben und ihnen auf Augenhöhe begegnen – in Musik, die ihnen gefällt und Geschichten, die sie berühren. Und sie muss denjenigen Fragen Raum geben, über die die Menschen wirklich nachdenken. Kirche muss offener werden, weiter werden; dorthin gehen, wo die Menschen sind: mit einladenden Gottesdiensten und Veranstaltungen, die – bei aller Offenheit – auch in die Tiefe gehen. Denn diese Tiefe erwarten die Leute von der Kirche. Eine Kirche, die an der Oberfläche bleibt, braucht niemand.
Sabine Jungbluth: Die Frauenarbeit ist mir ein großes Anliegen. Diese Arbeit ist viel mehr als der klassische Frauenkreis. Sie ist sehr engagiert und hochpolitisch. Ich wünsche mir, die Frauen der Region dafür zu sensibilisieren. Außerdem ist mir wichtig, dass die älteren Menschen auf dem Weg der Neustrukturierung nicht verloren gehen.

Lisa Tumma, Sie sind nicht nur in der realen Welt als Pfarrerin aktiv, sondern auch in den Sozialen Netzwerken. Welche Rolle spielt Social Media Ihrer Ansicht nach in der Verkündigung und der Gemeindearbeit?
Lisa Tumma: Die Sozialen Netzwerke sind eine tolle Art, mit Menschen niederschwellig in Kontakt zu kommen. Ich hatte tatsächlich schon Tauf- und Seelsorgeanfragen über Instagram. Was meiner Erfahrung nach nicht in Social Media funktioniert, ist der Werbe-Auftritt als Kirchengemeinde. Die Menschen interessiert vor allem die Person – und weniger die Einrichtung. Als Mensch und Pfarrerin Lisa Tumma werde ich aber auch weiterhin in den Sozialen Netzwerken aktiv sein und die Leute mitnehmen in meinen Alltag als Pfarrerin in Montabaur.

Was erwartet Sie in den kommenden Wochen?
Lisa Tumma: Der Umzug und der Einzug. Danach geht’s dann gleich mit drei Hochzeiten los. Ansonsten freue ich mich darauf, die Menschen kennenzulernen und werde viel in Montabaur unterwegs sein. Ich mag es, wenn ich als Pfarrerin erkannt und angesprochen werde. Ich möchte mit den Leuten in Kontakt kommen – nicht nur in der Kirche, sondern auch auf dem Markt, beim Gassigehen mit meinem Hund, im Fitnessstudio. Ich will mit ihnen den Alltag teilen.
Sabine Jungbluth: Montabaur ist ja meine Heimatgemeinde. Deshalb freue ich mich darauf, Menschen wieder- und neu zu begegnen und mit meinen Kolleginnen neue Strukturen aufzubauen. Vieles ist noch im Aufbruch, und wir müssen klären, wer für welche Tätigkeitsfelder in der Gemeinde zuständig ist. Das ist ja das Schöne an unserem Trio: Jede kann eigene Schwerpunkte setzen. Dabei hilft es mir, wenn meine Kolleginnen meine Arbeit kritisch hinterfragen und Anregungen geben. Denn diese gegenseitige Unterstützung macht es uns leichter.

Frau Jungbluth: Sie arbeiten künftig mit einer halben Stelle in Montabaur und mit einer halben Stelle in Wallmerod. Ist es nicht schwierig, mit dem Herz in zwei unterschiedlichen Kirchengemeinden tätig zu sein?
Sabine Jungbluth: Ich habe mein Herz immer dort, wo ich mich gerade befinde und bei der Person, die gerade vor mir sitzt.

Das Gespräch führte Peter Bongard

Der Einführungsgottesdienst von Lisa Tumma und Sabine Jungbluth findet am Sonntag, 4. September, um 16 Uhr statt.

Zur Person

Lisa Tumma (32) stammt aus Hünstetten im Taunus. Sie war bis vor wenigen Wochen Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Neuhäusel. Sie ist verheiratet, mag Sport und ihren Hund Emmi. Sabine Jungbluth, 58, war für die Erwachsenenbildung im Evangelischen Dekanat Westerwald (damals noch Dekanat Bad Marienberg) tätig. Neben Montabaur ist sie seit Anfang 2022 mit einer halben Stelle Pfarrerin in Wallmerod. Sie ist verheiratet, hat eine erwachsene Tochter, liebt ihre Tiere und die Gartenarbeit. Die Evangelische Kirchengemeinde Montabaur gehört mit rund 4100 Gemeindemitgliedern zu den größten Evangelischen Kirchengemeinden des Westerwalds. Sie umfasst das Stadtgebiet und 18 umliegende Ortschaften. Insgesamt gibt es dort drei Pfarrerinnen: Lisa Tumma, Sabine Jungbluth und Anne Pollmächer.

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