20 Jahre Arbeitskreis Integration und Asyl in Hachenburg
Eine zweite Heimat geben
shgDer Arbeitskreis Asyl und Integration setzt sich für Geflüchtete im Raum Hachenburg ein.13.04.2021 shgo Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Hervorgegangen ist der Arbeitskreis aus einem Gesprächskreis der Evangelischen Kirchengemeinde Altstadt, der sich mit dem Thema „Fremde in der Bibel“ beschäftigt hat. Daraus resultierend veranlasste der Pfarrer der Kirchengemeinde und Dekan des ehemaligen Dekanats Bad Marienberg, Martin Fries, ein Treffen, zu dem in der Region Hachenburg gemeldete Geflüchtete und Kirchengemeindemitglieder eingeladen waren. Die Resonanz von rund 50 Teilnehmenden war für die Organisatoren überraschend groß. Die teilnehmenden Geflüchteten baten vor allem um Sprachkurse und Einzelfallhilfen. So wurde im Januar 2001 der „AK Asyl“ gegründet, um eine dauerhafte Unterstützung von Asylsuchenden im Raum Hachenburg zu ermöglichen. „Für mich war immer die weltweite Ökumene wichtig“, sagt Martin Fries. „Wir haben durch die Geflüchteten die Welt vor unserer Haustür. Mir ist es wichtig, dass wir Menschen unterstützen, gleich welcher Religion sie angehören und sie hier zu stabilisieren. Wir bieten ihnen Kontakt und Hilfestellung, damit sie hier Schutz und Sicherheit finden können.“
Inzwischen sind auch viele ehemalige Hilfesuchende Helfer im Arbeitskreis Integration und Asyl. Der Arbeitskreis arbeitet konfessionsübergreifend, die Mitarbeiter*innen sind evangelisch, katholisch, syrisch-orthodox, anglikanisch, muslimisch oder konfessionslos.
Sprachkurse
Besonders gewünscht wurden zunächst Sprachkurse, um sich besser verständigen
zu können. Ein kostenloser dauerhafter Sprachkurs wurde zunächst von Doris Lehna
angeboten. Andere Mitarbeitende haben sie unterstützt. Im Jahre 2006 wurden die Sprachkurse unter Leitung von Margaret Haas neu strukturiert. So konnten Sprachkurse für Anfänger und Fortgeschrittene, aber auch bei Bedarf Alphabetisierungskurse angeboten werden. In der Zeit von 2006 bis 2020 sind so 273 verschiedene Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus 38 Ländern (in den Deutschkursen) unterrichtet worden. Ziel ist es, insbesondere Frauen durch das Erlernen der deutschen Sprache aus der Isolation zu holen und ihnen mehr soziale Kontakte zu ermöglichen.
Internationaler Frauentreff
Seit 2008 ist ein internationaler Frauentreff aus den Sprachkursen hervorgegangen. „Er findet einmal monatlich statt und gibt den Frauen die Möglichkeit, sich kennen zu lernen und über aktuelle oder interkulturelle Themen auszutauschen“, sagt Margaret Haas. Den Internationalen Frauentreff leitet sie inzwischen zusammen mit Karin Klein, die hauptberuflich im Arbeitsbereich Migration des Diakonischen Werks Westerwald mit Sitz in Westerburg beschäftigt ist. „Der Arbeitskreis ist mir sehr wichtig. Wir sind alle mit Verständnis und Empathie für die Geflüchteten dabei. Man muss Offenheit und Herzlichkeit mitbringen, denn die Menschen sollen sich angenommen fühlen, ohne Bewertung oder Vorurteile“, sagt Karin Klein.
Einzelfallbetreuung
Ein großer Teil der Unterstützung für die Migranten ist die sogenannte Einzelfallbetreuung, der sich die Arbeitskreismitglieder intensiv widmen. Sie besteht in der Hilfe bei Behördengängen und Arztbesuchen, Begleitung in schwierigen Situationen, Unterstützung bei der Arbeitssuche und gemeinsamen Fahrten zur Ausländerbehörde nach Montabaur oder zum Bundesamt in Trier. „Da geht es um zum Teil schwierige rechtliche und administrative Vorgänge, die mit großen Herausforderungen und auch emotionalen Belastungen für die Geflüchteten und die Mitglieder des Arbeitskreises verbunden sind“, sagt Martin Fries. „Dieser Bereich unserer Arbeit wird immer wichtiger. Deshalb sind wir auf weitere Unterstützung durch Menschen angewiesen, die sich engagieren können und wollen – und vielleicht sogar juristische oder fremdsprachliche Kenntnisse haben. Unsere Erfahrung ist, dass Integration durch persönliche Kontakte gefördert wird. In dem Zusammenhang ist die Einzelfallbetreuung wichtig. Auch Fußball- und andere Sportvereine haben eine immense integrative Wirkung. Hier wird das Miteinander durch die Beschäftigung mit einem gemeinsamen Hobby gefördert. Freundschaften können entstehen.“
Kleiderkammer
2013 von Katrin Schiwietz gegründet, versorgt eine Kleiderkammer seitdem bedürftige Menschen mit Textilspenden aus der Bevölkerung. Der Arbeitsbereich wurde im Zuge der Flüchtlingswelle ins Leben gerufen, hat aber bis heute seine Zielgruppe erweitert. Zurzeit ist Kerstin Voigt Leiterin der Kleiderkammer.
Kulturelle Arbeit
Neben den Sprachkursen und der Einzelfallbetreuung ist auch der kulturelle Aspekt des Zusammenlebens dem Arbeitskreis ein wichtiges Anliegen. Außer der Teilnahme am Interkulturellen Filmtag in Hachenburg und regelmäßiger Beteiligung an
kommunalen und kirchlichen Begegnungsfesten wurden über die Jahre mehrere
Vorträge und Literaturlesungen organisiert. So fand im November 2011 eine
Autorinnenlesung des „Literaturclubs der Frauen aus aller Welt“ aus Frankfurt am
Main in Hachenburg statt. Im Februar 2014 war die türkische Autorin und ehemalige
Bundestagsabgeordnete Lale Akgün zu Gast. Zu ihrer Literaturlesung mit einem
türkisch-deutschen Buffet kamen rund 200 Besucher. Im Februar 2017 hielt der
Interkulturelle Beauftragte der EKHN, Pfarrer Andreas Lipsch, in Hachenburg einen
Vortrag zum Thema „Auf dem Weg in eine Abschottungskultur?“. Pfarrer Lipsch
möchte man im Sommer erneut einladen, um das Jubiläum des Arbeitskreises zu
begehen, sofern die Möglichkeit unter Corona-Bedingungen besteht.
Vernetztes Handeln
Der Arbeitskreis Integration und Asyl arbeitet mit mehreren Einrichtungen zusammen: dem Diakonischen Werk Westerwald, dem Caritasverband Westerwald – Rhein-Lahn, der Verbandsgemeinde Hachenburg, dem Pfarramt der EKHN für Flüchtlingsseelsorge in Mainz, dem Evangelischen Familienzentrum in Hachenburg und anderen. Die Arbeit der Mitglieder des Arbeitskreises Integration und Asyl wird auf ehrenamtlicher Basis geleistet. Dennoch fallen Kosten für Sachmittel oder Mieten an, die aus Fördertöpfen des Landes, aus Mitteln der Erwachsenenbildung der
Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und aus Spenden finanziert
werden. Die Verbandsgemeinde Hachenburg unterstützt den Arbeitskreis seit seiner
Gründung mit einem jährlichen Geldbetrag. Verbandsbürgermeister Peter Klöckner
bezeichnet die Integration von geflüchteten Menschen als sein persönliches
Anliegen: „Es war selbstverständlich, den Arbeitskreis Integration und Asyl der
Evangelischen Kirchengemeinde Altstadt von Anfang an zu unterstützen. Der
Arbeitskreis bietet wertvolle Hilfen wie Kursangebote, die wir als Kommune in dieser
Weise nicht leisten können. Ein wichtiger Aspekt dabei ist, möglichst viele Mitbürger
für die Unterstützung der hilfebedürftigen Flüchtlinge zu gewinnen und dies gelingt in
vorbildlicher Weise. Ganz im Sinne des afrikanischen Sprichwortes: „Viele kleine
Menschen, an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, werden das Angesicht
der Welt verändern!“ können wir so gemeinsam einen Beitrag zum Frieden bei uns
und in der Welt leisten.“
Ehrungen
Im Jahr 2013 erhielt der Arbeitskreis Integration und Asyl im Rahmen des
Ehrenamtsempfangs der Stadt Hachenburg eine besondere Anerkennung und konnte seine Arbeit im Festsaal im Hachenburger Schloss der Öffentlichkeit vorstellen. Ein besonderer Moment war die Teilnahme am Bürgerempfang in der Staatskanzlei in Mainz mit einer Begegnung mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer im Jahr 2015.
Unterstützer gesucht
Zur Entlastung der Mitarbeiter ist der Arbeitskreis Integration und Asyl auf Hilfe
angewiesen. Gesucht werden weitere Helfer- auch für zeitlich begrenzte
Unterstützung bei Fahrten zu Behörden oder ähnlichem – und Übersetzer – sehr
gerne für Arabisch. Auch finanzielle Hilfe ist notwendig. Spenden, auch
Dauerspenden, natürlich steuerlich absetzbar, sind sehr willkommen.
Regionalverwaltung Rhein-Lahn-Westerwald,
IBAN DE38 5735 1030 0002 0290 23 BIC: MALADE51AKI,
Vermerk: 3903 Spende AK Integration und Asyl
Kontakt: Pfarrer und Dekan i.R. Martin Fries, Telefon: 02662 – 949321, E-Mail:
martinfries@gmx.net
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