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Ehemaliger Militärbischof Rink spricht über Konflikte um Bundeswehreinsätze im Ausland

„Es kann keine gerechten Kriege geben“

shgRund 80 Teilnehmer hörten den Vortrag von Sigurd Rink "Kann es gerechte Kriege geben?"Rund 80 Teilnehmer hörten den Vortrag von Sigurd Rink "Kann es gerechte Kriege geben?"

Krieg sei der größte anzunehmende Unfall bei völligem Versagen von Politik, sagte der ehemalige Militärbischof Sigurd Rink bei seinem Vortrag im Evangelischen Gymnasium Bad Marienberg. Der Theologe amtierte von 2014 bis 2020 im Rahmen der Militärseelsorge als erster hauptamtlicher evangelischer Militärbischof in Deutschland.

shgDer ehemalige Militärbischof Sigurd Rink sprach am Evangelischen Gymnasium über den Krieg.Der ehemalige Militärbischof Sigurd Rink sprach am Evangelischen Gymnasium über den Krieg.

Rink sprach auf Einladung der Erwachsenenbildung und der Fachstelle für Gesellschaftliche Verantwortung des Evangelischen Dekanats Westerwald und des Evangelischen Gymnasiums Bad Marienberg vor rund 80 Teilnehmern über sein Buch „Können Kriege gerecht sein?“ 

Nach der Begrüßung durch Schulleiter Dirk Weigand kam Rink zunächst auf den kürzlich beendeten Einsatz in Afghanistan zu sprechen. Dies sei nicht umsonst einer der umstrittensten Einsätze gewesen, die die Bundeswehr je gemacht habe, sagte Rink. „Und der Afghanistan-Einsatz ist auf schauerhafte Weise zu Ende gegangen.“ Die Begründungsstruktur des Einsatzes sei nicht abgesichert gewesen, da es kein offizieller Nato-Einsatz gewesen sei. Der Ursprung habe darin gelegen, dass die Bundesrepublik als Bündnispartner an der Seite der USA gestanden habe. Neun Tage nach dem 11. September 2001 – dem Terroranschlag auf das World Trade Center- hatte Präsident George W. Bush den Afghanistaneinsatz begonnen. Der damalige Kanzler Gerhard Schröder habe daraufhin uneingeschränkte Solidarität mit den USA gefordert.

Im Laufe seines Vortrages kam Sigurd Rink auch auf die christliche Lehre zu Krieg und Verteidigung zu sprechen. Nach Luthers Schrift: „Können Kriegsleute in seeligem Stande sein“ von 1521, sei Christen als Einzelpersonen Verteidigung nicht erlaubt. Als Teil einer Gemeinschaft habe der christliche Mensch jedoch eine Schutzverantwortung und müsse die Gemeinschaft verteidigen – während der Aufforderung zum Kriege von außen wiederum nicht Folge geleistet werden müsse.

Generell gebe es aber keine einfachen Lösungen, sagte Rink. Der Konflikt in Ruanda 1994/95 habe ihn selbst von einem Fundamentalpazifisten zu einem realistischen Pazifisten gewandelt. Dort hat die Völkergemeinschaft, obwohl sie über Blauhelm-Soldaten im Land war, nicht eingegriffen und 800.000 Menschen kamen auf diese Weise in einem Völkermord zu Tode. „Wenn schwerste Menschenrechtsverletzungen zugelassen werden, da kann ich nicht wegsehen,“ sagte Rink.

Derzeit gebe es 13 Bundeswehreinsätze weltweit, von denen aber über die meisten wenig bekannt sei. So seien Soldaten im Libanon stationiert, die ein direktes Zusammentreffen an der Grenze zu Israel verhindern, da sich beide Länder offiziell im Krieg befinden. Als Erkenntnis seiner sechs Jahre als Militärpfarrer plädierte Rink für ein geordnetes staatliches Gewaltmonopol. Sonst sei der Frieden bedroht. „Wo der Staat schwach ist, blüht die Macht des Verbrechens“, sagte der Theologe. Als Beispiel nannte der den Kosovo, der zu Unrecht als sicheres Herkunftsland gelte. Auslandseinsätze seien kritisch, da man nie wisse, wie nachhaltig - und damit erfolgreich- der Einsatz werde, so Rink.

Nach dem kurzweiligen Vortrag schloss sich eine Fragerunde an, bei der Dr. Rink Fragen zum Drohnenkrieg, der Situation in Palästina, die Verfassung der Soldaten in Kriegseinsätzen und die seelsorgerliche Betreuung derselben diskutierte.

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