Nachbarschaftsräume und andere Rechtsformen: Dekanat Westerwald im Wandel
Kirchengemeinden organisieren sich neu
bon
15.05.2025
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Denn Montabaur ist künftig Teil eines Gemeindeverbundes und bildet gemeinsam mit den Evangelischen Kirchengemeinden Höhr-Grenzhausen, Wirges, Ransbach-Baumbach/Hilgert und Neuhäusel den Nachbarschaftsraum Süd. Damit ist die Kreisstadt nicht allein: Die 27 Kirchengemeinden des Evangelischen Dekanats Westerwald haben sich zu insgesamt sechs solcher Nachbarschaftsräume zusammengeschlossen.
Enger zusammenarbeiten
Nachbarschaftsräume sind Kooperationsräume, die aus dem kirchlichen Reformprozess ekhn2030 heraus entstanden sind. Das Ziel dieser Nachbarschaftsräume ist vereinfach gesagt, dass Kirchengemeinden künftig enger zusammenarbeiten. Gebäude werden gemeinsam genutzt und Verwaltungsaufgaben gebündelt. Darüber hinaus verfügt jeder Nachbarschaftsraum über ein multiprofessionelles Verkündigungsteam. Zu ihm gehören neben Pfarrpersonen auch KirchenmusikerInnen und GemeindepädagogInnen, die gabenorientierter und vernetzter als bisher miteinander arbeiten sollen.
Neue Rechtsformen
Die Nachbarschaftsräume sind allerdings nur ein Zwischenschritt. Denn spätestens Anfang 2027 werden sich die Gemeinde in einer von drei möglichen Rechtsformen zusammenschließen. Welche das sein wird, entscheiden die Gemeinden in Abstimmung mit den anderen des jeweiligen Nachbarschaftsraumes. Möglich sind entweder eine Fusion, eine Gesamtkirchengemeinde oder eine Arbeitsgemeinschaft. Bei der Fusion entsteht eine neue Kirchengemeinde als Rechtsnachfolgerin der bisherigen Einzelgemeinden. Die Einzelvermögen und Gebäude werden in der neuen Gemeinde zusammengeführt, das Personal bei ihr angestellt. Diese Variante wählen die Nachbarschaftsräume Hachenburger Land (mit den Kirchengemeinden Alpenrod, Altstadt, Hachenburg, Kroppach), Wäller Land (Gemünden, Wallmerod, Westerburg, Willmenrod) und Sayn-Wied (Trinitatisgemeinde, Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde, Nordhofen, Selters). Die zweite Option ist die der Gesamtkirchengemeinde, für die sich die Nachbarschaftsräume Süd (Montabaur, Ransbach-Baumbach/Hilgert, Wirges, Höhr-Grenzhausen und Alsbach), Hoher Westerwald (Emmerichenhain, Liebenscheid, Neukirch, Neunkirchen, Rabenscheid, Rennerod) und Nord (Bad Marienberg, Kirburg, Unnau) entschieden haben. In diesem Falle bleiben die einzelnen Kirchengemeinden rechtlich selbstständig, es gibt allerdings einen Gesamtkirchenvorstand, der die Vermögens- und Gebäudeverwaltung übernimmt. Schließlich die Arbeitsgemeinschaft. Sie ist der offenste Zusammenschluss. Die Kirchengemeinden bleiben rechtlich selbstständig mit eigenen Vorständen. Im Dekanat hat sich kein Nachbarschaftsraum für diese Option entschieden.
Gebäude unter die Lupe genommen
Ein wichtiger Punkt des Zusammenschlusses zu Nachbarschaftsräumen sind die Gebäude, zusammengefasst im sogenannten Gebäudebedarfs- und Entwicklungsplan. Sie stellen für die Kirche eine enorme finanzielle Herausforderung dar und werden derzeit gesichtet und daraufhin in drei Kategorien unterteilt: Kategorie A sind Bauten, die auf Dauer zu erhalten sind. Kategorie B sind bis auf weiteres zu erhalten und die in Kategorie C sind „nicht mehr zuweisungsberechtigt“, erhalten also keine Zuweisungen für Baumaßnahmen mehr. Sollen diese weiter bestehen bleiben, müssten sie sich also selbst tragen. Der Gebäudebedarfs- und Entwicklungsplan wird am 7. November auf der Herbstsynode des Dekanats beschlossen.
Chance für die Zukunft
Das Dekanat Westerwald sieht in den Nachbarschaftsräumen also eine Chance für die Zukunft der Kirche. Und auch bei der Gemeindeversammlung in Montabaur ist der optimistische Aufbruch deutlich zu spüren. „Hier in der Region und im ganzen Dekanat bewegt sich einiges“, sagt der Stellvertretende Dekan Benjamin Schiwietz. „Es gibt junge, dynamische Teams und tolle Kollegialität.“ Nun kommt es darauf, an, sich auf den Weg zu machen und sich auf Neues einzulassen – in Montabaur, dem Nachbarschaftsraum Süd und in allen Nachbarschaftsräumen des Dekanats Westerwald: „Wir müssen näher zusammenrücken“, sagt Kirchenvorstandsmitglied Heike Blaum während der Gemeindeversammlung. „Lassen wir uns gemeinsam auf dieses Abenteuer ein.“ (bon)
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