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Dr. Peter Noss gab Überblick über Geschichte und Gegenwart des Antisemitismus

Gegen antijüdische Einstellungen vorgehen

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„Mischpoke" „schachern“ oder „mauscheln“ sind Worte, die in die deutsche Sprache Einzug gehalten haben, aber häufig nichts Gutes meinen. Ihnen gemeinsam ist der Ursprung aus dem Jiddischen. In seinem Vortrag „Antisemitismus gestern und heute: Juden als Feindbild“ deckte Dr. Dr. Peter Noss vom Zentrum Ökumene der EKHN und EKKW unauffällige Zeichen des Antijudaismus auf, wie etwa den Sprachgebrauch jiddischstämmiger Wörter.

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Dr. Georg Poell (links) von der Katholischen Erwachsenenbildung Westerwald – Rhein-Lahn begrüßte die Zuhörer zum Vortrag von Dr. Dr. Peter Noss (rechts) Vor einer interessierten Zuhörerschaft sprach Pfarrer Dr. Dr. Peter Noss vom Zentrum Ökumene über Judenfeindlichkeit und Antijudaismus

Noss beleuchtete vor einem interessierten Publikum im Forum St. Peter in Montabaur die historische Entwicklung und die gegenwärtigen Facetten des Antisemitismus und zeigte die Vielfalt und Dauerhaftigkeit dieses Phänomens.

Antisemitismus bei Luther

In einem historischen Diskurs ging Dr. Noss auch auf die antisemitische Denkweise Martin Luthers ein. „Luther erwartete einen Missionserfolg, eine Bekehrung zum Christentum, bei den Juden,“ erläuterte Dr. Noss. „Als dieser ausblieb, wandelte sich seine Haltung in komplette Ablehnung des Judentums.“ Am massivsten kommt dies in der Schrift „Von den Juden und ihren Lügen“ zum Ausdruck, die Luther 1543 publizierte. Mit Blick auf das Reformationsjubiläum 2017 hatte sich die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) von Martin Luthers Schriften zum Judentum distanziert.

Legitimation im Nationalsozialismus

Luthers Thesen dienten jedoch der NS-Propaganda, um die Judenverfolgung historisch-theologisch zu legitimieren. „Der Antisemitismus war das Schwungrad, mit dem Hitler den Nationalsozialismus voran brachte“, machte der Referent deutlich. Der Vortrag identifizierte verschiedene Varianten von Antisemitismus, die im Laufe der Geschichte entstanden sind. Hierzu gehören der religiöse Antisemitismus, der sich auf den Glauben der Juden bezieht, der politische Antisemitismus, der ihnen verschwörerisches Wirken unterstellt, der rassistische Antisemitismus, der Juden als von Natur aus minderwertig ansieht, und der sekundäre Antisemitismus, der sich aus der Leugnung des Holocaust ergibt. Besondere Aufmerksamkeit erfährt gerade, durch den Anschlag der Hamas am 7. Oktober im Gazastreifen, der antizionistische Antisemitismus, der auf die Ablehnung des Staates Israel bezogen ist. Eine solche Position läuft auf die Aufhebung einer gesicherten Zufluchtsstätte für die Juden hinaus, so der Referent.

Aktuelle Beispiele

In der Behandlung des aktuellen Antijudäismus ging Dr. Noss sowohl auf die Diskussion um die „Fridays for future“-Gründerin Greta Thunberg ein, die wegen propalästinensischer Äußerungen in der Kritik steht, als auch auf den Eklat um die Documenta in Kassel, auf der antisemitische Werke gezeigt worden waren. Viele Varianten spiegeln unterschiedliche Formen der Feindseligkeit und Diskriminierung gegenüber Juden wieder und verdeutlichen die Komplexität und Aktualität des Themas, so der Referent. Im Anschluss an den Vortrag schloss sich eine angeregte und zum Teil kontrovers geführte Diskussion an.

Engagement gefordert

Die Veranstaltung endete mit der Aufforderung, weiter gegen jegliche judenfeindliche Vorurteile anzugehen. Dr. Dr. Peter Noss betonte, dass weiteres Engagement und eine klare persönliche Haltung gegen Antisemitismus dringend nötig seien.
Der Vortrag war der abschließende Teil einer dreiteiligen Veranstaltungsreihe zum Holocaust-Gedenken, zu der die Evangelische Erwachsenenbildung im Dekanat Westerwald und die Katholische Erwachsenenbildung Westerwald – Rhein-Lahn eingeladen haben.

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