Außergewöhnlicher Abend widmete sich den Wünschen ans Leben
Jazz-Gottesdienst: Wenn Musik aus dem Nichts entsteht
dekPeter Bongard (links) und René Rösler auf musikalischer Entdeckungsreise.11.04.2022 bon Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
In ihrer Andacht stellte Pfarrerin Swenja Müller den rund 50 Gästen unter anderem die Frage nach ihrem persönlichen großen Wunsch. Eine Frage, die so manch einen vielleicht ein ganzes Leben lang begleitet.
Zeitlose Wünsche
Die Jazz-Förderin Pannonica de Koenigswarter hat vor einigen Jahrzehnten berühmte Jazzmusiker nach ihren drei größten Wünschen gefragt und deren Antworten in einem Buch gesammelt. Swenja Müller liest ein paar davon vor, und schnell wird deutlich: Vieles ist zeitlos. Der Pianist Horace Silver wünscht sich sehnlichst ein Baby; Louis Armstrong träumt von einem sehr langen Leben, und der Trompeter Miles Davis, der unter dem Rassismus in den USA litt, hat nur einen einzigen Wunsch: Er wäre gerne weiß.
Energie und Risiko
Oft spürt man diese Sehnsucht auch in den Kompositionen und Aufnahmen dieser Jazz-Größen. Der Trompeter und Sänger René Rösler aus Gießen und der Westerwälder Pianist Peter Bongard improvisieren über die Melodien der musikalischen Legenden: Horace Silvers „Peace“ interpretieren sie als leisen, verletzlichen Wunsch nach Frieden, Armstrongs „What a wonderful world“ singt René Rösler kraft- und hoffnungsvoll, und „Nature Boy“, oft von Miles Davis gespielt, gehen die beiden voller Energie und Risikobereitschaft an.
Eine Entdeckungsreise
Die Wünsche ans Leben sind – wie auch der Jazz – oft ein Suchen, Herantasten, Hoffen. Wenn Rösler und Bongard musizieren, entsteht die Musik ohne vorherige Absprachen quasi aus dem Nichts; jede Note entwickelt sich aus der vorherigen. Eine klangliche Erkundungssreise, bei der man hofft, neue, aufregende Gebiete zu entdecken, statt in Sackgassen zu landen. Aber so ist das eben mit den Wünschen: Man hofft das Beste, aber ob sie auch wahr werden?
Flüchtige Klänge hallen nach
Zumindest der Wunsch nach einem inspirierenden Jazz-Gottesdienst dürften an diesem Abend in Erfüllung gegangen sein: Die Musik war aufregend, die Impulse der Pfarrerin Swenja Müller bewegend, und die flüchtigen Klänge des Jazz werden bei den begeisterten Gästen noch lange nachklingen.
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