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So gehen die evangelischen Kirchengemeinden mit der Konfirmation in besonderen Zeiten um

Konfi und Corona: Ein Kompromiss

bonKonfirmationsunterricht in Coronazeiten ist für viele Gemeinden eine Herausforderung.

Rund 18000 junge Menschen werden jedes Jahr in der EKHN konfirmiert, davon etwa 300 im Evangelischen Dekanat Westerwald. Für viele ist dieses Ja zum christlichen Glauben mehr als der Übergang ins „kirchliche Erwachsenenalter“. Es ist das Ende des Konfi-Unterrichts – einer intensiven Zeit des Zusammenseins, der Gemeinschaft, der Freizeiten, kurz: einer Zeit, die die Jugendlichen prägt.

bonDie Montabaurer Pfarrerin Anna Meschonat konfirmiert im der Pauluskirche die jungen Konfirmandinnen und Konfirmanden - damals, im Jahr 2019, als direkte Begegnungen noch uneingeschränkt möglich waren. In diesem Jahr ist alles anders – auch die Konfirmationen im Westerwald.

Doch jetzt ist alles anders. Auch in den 32 Kirchengemeinden des Evangelischen Dekanats Westerwald, die die Konfirmation und den Konfi-Unterricht in Corona-Zeiten auf ganz unterschiedliche Art und Weise gestalten.

Ein Jahr Unterricht

In der EKHN dauert der Konfirmationsunterricht rund ein Jahr. Währenddessen treffen sich die Jungen und Mädchen in Gruppen; manche wöchentlich, andere einmal im Monat zu entsprechend längeren Unterrichtseinheiten. Die Höhepunkte dieses Jahres sind die gemeinsame Konfirmandenfreizeit und natürlich der eigentliche Konfirmationsgottesdienst.

KonApp und Video als Alternative

Für die mehreren Hundert Wäller Konfirmand*innen ist 2020 und 2021 vieles anders: Etliche Gemeinden bieten den Unterricht digital an, also per Video-Konferenz und mit einer speziellen App, der KonApp. Zum Beispiel die Kirchengemeinde Unnau: Dort trifft sich Pfarrer Christof Schmidt jede Woche für 90 Minuten digital in Fünfergruppen mit den jungen Menschen. Eine Notlösung, aber immerhin eine Lösung. „Besonders kreativ ist das nicht. Aber wir bereiten uns so wenigstens auf die Konfirmation vor“, sagt der Pfarrer – auch wenn er weiß, dass das eigentlich Reizvolle dabei auf der Strecke bleibt: die echte Begegnung. Und weil die nun einmal durch nichts zu ersetzen ist, möchte die Gemeinde die Jugendlichen zu einer Sommerfreizeit in eine entlegene Scouthütte nach Schweden einladen – sofern es das Infektionsgeschehen zulässt, versteht sich. „Für 200 Euro inklusive aller entstehenden Kosten können die Konfis 16 Tage mit uns verreisen“, sagt Christof Schmidt. „Wer finanzielle Schwierigkeiten hat, wird vom Kirchenverein unserer Gemeinde gefördert. Niemand soll aus diesem Grund verzichten müssen.“

Manche sind schwer erreichbar

Dass Zoom-Konferenzen zwar besser als nichts, aber keinen Ersatz für „echten“ Unterricht sind, glaubt auch Pfarrer Oliver Salzmann aus Bad Marienberg. Zwar empfindet er die Video-Konferenzen und die „KonApp“ dank der Möglichkeit, Videos und Umfragen zu teilen, als durchaus bereichernd. „Allerdings arbeiten nicht alle Konfis mit diesen digitalen Medien und sind deshalb auch schwer erreichbar“, beobachtet Salzmann.

Digital und analog

Auch Gemeinden wie Höchstenbach, Selters oder Montabaur nutzen die neuen digitalen Möglichkeiten – allerdings nicht ausschließlich, sondern eher als Forum, um „analoge“ Aufgaben und Projekte auszuwerten. Die Montabaurer Konfirmanden malen beispielsweise biblische Hoffnungsverse mit Kreide auf die Straße und teilen die Fotos davon digital. Außerdem inszenieren sie das Thema „Glück“ als Film und haben vor einigen Wochen zu virtuellen Führungen durch die weihnachtlich geschmückten vier Wände eingeladen. „Diese Form des Unterrichts macht den Konfis mehr Spaß als ich dachte“, sagt die Montabaurer Pfarrerin Anna Meschonat – obwohl sie weiß, dass einige der Jugendlichen dabei zu kurz kommen können. „Dass manche technisch nicht gut ausgestattet sind, macht es schwierig“, sagt sie.

"Man muss kreativ sein"

Schwierig, aber nicht unmöglich: „Man muss kreativ sein: Eine Konfirmandin kann uns zum Beispiel hören und sehen, wir sie aber nicht. Ihre Freundin chattet dann mit ihr und bringt auch ihre Meinung mit ein.“ Technische Probleme kennt auch Pfarrer Eckehard Brandt aus Westerburg. „Manche haben gute PCs, Notebooks oder Smartphones. Andere sind da auf einem deutlich schlechteren Level“, sagt er und glaubt, dass Präsenzunterricht nun einmal durch nichts zu ersetzen ist. „Aber immerhin sieht man die Konfis mal ohne Maske.“

Eine Notlösung

Der Renneroder Pfarrer Axel Elsenbast teilt diese Ansicht und schätzt die digitalen Begegnungen so ein: „Oft gibt es echte oder vorgeschobene technische Probleme; viele nehmen gar nicht teil, obwohl man immer wieder nachhakt; die Beteiligung ist schleppender als in Präsenz; man kommt kaum richtig an die Jugendlichen heran. Mir ist jedenfalls nochmal klar geworden, dass Konfirmandenarbeit per Videokonferenz nur eine Notlösung ist – gerade wenn es um Beziehungen und Gemeinschaft mit und unter den Konfirmanden geht.“ Nützlich sind die digitalen Möglichkeiten seiner Ansicht nach aber trotzdem. Und zwar dann, wenn es wieder mit dem regulären Unterricht losgeht. „Die Konfirmations-App werde ich weiterhin nutzen. Sie ist eine tolle Möglichkeit, Erarbeitetes zu teilen und mit den Jugendlichen in Kontakt zu bleiben.

Aufgaben für die Konfis

Apropos Kontakt: Konfirmandinnen sollen regelmäßig an den Gottesdiensten der Gemeinde teilnehmen. Da auch das in Coronazeiten schwierig ist, geben manche Pfarrer*innen ihren Schützlingen stattdessen Aufgaben mit. „Die Montabaurer Konfis sollen mindestens einmal die offene Lutherkirche mit ihren Stationen zum Beten und Innehalten besuchen und an einen der Zoom-Gottesdienste in der Passionszeit teilnehmen“, sagt Anna Meschonat. In Selters sollten die Jungs und Mädchen ihre Vorstellungen von Gott und Jesus auf eine Holzfliese malen, und der Konfi-Jahrgang 2020 hat sich auf kreative Weise mit dem Thema Beten beschäftigt. „Die Ergebnisse haben wir dann in einer Videokonferenz zusammengetragen“, sagt Swenja Müller.

Manche verschieben den Unterricht

Die Selterser Pfarrerin belässt es übrigens nicht beim digitalen Treffen, sondern besucht ihre Konfirmanden ab und zu – zwar mit Abstand, aber dafür ganz analog. Andere Gemeinden gehen beim Thema Konfirmation und Konfi-Unterricht indes keine Kompromisse ein: Bei ihnen fällt der Unterricht komplett aus oder wird verschoben – etwa in der Kirchengemeinde Rückeroth, zu der auch Herschbach gehört: „Konfirmation bedeutet auch: Gemeinschaft“, sagt Katrin Kleck, Leiterin der Herschbacher Andreasgemeinde. „Diese Zeit der Begegnung ist wertvoll – so wertvoll, dass wir sie den Jugendlichen nicht vorenthalten wollen. Deshalb haben wir uns entschieden, den jetzigen Jahrgang zu wiederholen und mit ihm im kommenden Sommer noch einmal zu starten.“ Außerdem legen die Herschbacher viel Wert darauf, dass die Jugendlichen die Gemeinde kennenlernen und umgekehrt. „Das ist einer unserer Schwerpunkte, der per Zoom-Konferenz nun mal nicht machbar ist“, sagt Katrin Kleck.

Mit Körper und Sinnen

Konfi in Coronazeiten ist eben vor allen Dingen eines: ein Kompromiss. Das findet auch Pfarrerin Anja Jacobi aus Neunkirchen, die diese etwas schale Erkenntnis auf der Gemeindehomepage so zusammenfasst: „Zum Konfi-Unterrich gehören für mich auch die Gemeinschaftserlebnisse: das Spielen, Singen, Lachen, das Nachdenken und das Verstehen“, findet sie. „Die Konfirmandenzeit soll eine gute Zeit sein; die Jugendlichen sollen Spaß miteinander haben; zusammen tuscheln und reden können. Und ja: Auf den Freizeiten werden die Nächte halt etwas länger. Ich hoffe, dass wir bald wieder Konfi-Zeit haben können, mit Körper und Sinnen. Und dass dann diejenigen, die konfirmiert wurden ohne diese richtige Konfirmandenzeit erlebt zu haben, mit dabei sind. Manches im Leben kann man nachholen. Aber wir sollten uns damit nicht zu lange Zeit lassen. (bon)

 

Im Detail: Die Konfirmation

Das Wort „Confirmatio“ bedeutet „Befestigung, Bekräftigung“. Die Konfirmation geht auf den Straßburger Reformator Martin Bucer zurück und ist ein Kernstück der Reformation. Grundsätze zur Konfirmation wurden erstmals 1539 in der sogenannten hessischen „Ziegenhainer Kirchenzuchtordnung“ formuliert. Während des festlichen Konfirmationsgottesdienstes bekennen die Jugendlichen als mündige Christinnen oder als Christen ihren christlichen Glauben. Von nun an gelten sie als mündige Mitglieder der christlichen Gemeinde und entscheiden auf der Grundlage der Bibel selbst über ihren Glauben. Mit der Konfirmation kann man als junger Mensch selbst Taufpatin oder Taufpate werden. Die Konfirmandenzeit richtet sich in der Regel an Jugendliche, die die 7. oder 8. Klasse besuchen. Auch Jugendliche, die noch nicht getauft sind, können an den Konfi-Stunden teilnehmen. Die Taufe kann dann entweder in einem zeitlich deutlichen Abstand zum Konfirmationsgottesdienst stattfinden, zum Beispiel während einer Konfirmandenfreizeit, in einem eigenen Taufgottesdienst oder sie findet – wie in vielen Gemeinden – im Konfirmationsgottesdienst selbst statt.

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