Angebote und Themen

Herzlich Willkommen! Entdecken Sie, welche Angebote zu Ihnen passen. Wir sind offen für Ihre Anregungen.Nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf.
Zur Team-Seite

AngeboteÜbersicht
Menümobile menu

Ausschuss: Projektbezogene Arbeit wird wichtiger

Neue Impulse für die Kirchenmusik nach der Pandemie

bonKirchenmusikerin Eva Maria Mombrei sowie die Dekanatskantoren Christoph Rethmeier und Jens Schawaller (von links, vorne) eröffnen das Treffen gemeinsam mit den Gästen musikalisch.

Am Anfang ist Musik: Die rund 20 Männer und Frauen eröffnen die Sitzung mit Chorälen. Es ist das erste Mal nach der Pandemie, dass der Kirchenmusikausschuss nebenamtliche KirchenmusikerInnen zum Austausch eingeladen hat. Was die Sangesfreudigkeit betrifft, haben die Coronajahre dem Gremium nicht geschadet – im Gegensatz zu anderen Ensembles der Region.

"Es funktioniert nicht überall gut"

Rund zwei Stunden lang haben sich haupt- und nebenamtliche KirchenmusikerInnen und MusikliebhaberInnen im Westerburger Karl-Herbert-Haus ausgetauscht. Vor allen Dingen darüber, welche Auswirkungen die vergangenen Jahre auf das kirchenmusikalische Leben des Westerwalds hatten. „Nach der Pandemie funktioniert es leider nicht mehr überall gut“, sagt die Ausschussvorsitzende Monika Schlößer zu Beginn des Abends. „Manche Chöre haben sich aufgelöst oder finden kaum neue Mitglieder. Was können wir als Dekanat tun, um diese Gruppen zu unterstützen?“

"Viele singen schlechter als vorher"

Vorneweg: Eine endgültige Antwort darauf gab es bei diesem Treffen nicht. Stattdessen berichteten die Teilnehmenden reihum über ihre Erfahrungen der vergangenen Jahre. Die Schilderung von Chorleiterin Christiane Löflund-Fries ist kein Einzelfall: „Der Kirchenchor der Kirchengemeinde Altstadt hat sich nach Corona leider nicht neu formiert“, sagt sie und nennt das Alter ehemaliger SängerInnen oder Krankheiten als Gründe. Immerhin hat sich das Ensemble inzwischen mit dem Kirchenchor Hattert zusammengeschlossen, sodass die Altstädter Mitglieder auch weiterhin singen können. Auch in Unnau kam ein ehemals sehr aktiver Singkreis fast zum Erliegen, berichtet Carsten Schmidt. Was ihm außerdem Sorgen macht: „Viele singen nach der Pandemie schlechter als vorher. Selbst einfache Stücke funktionieren nicht mehr, was wiederum für Frust sorgt.“ Die Pandemie hat in der Wäller Musikszene Spuren hinterlassen.

Positive Signale

Für einen klanglichen Kahlschlag hat sie aber nicht gesorgt. Beispielsweise entwickelte sich die Kirchengemeinde Ransbach-Baumbach - Hilgert während der Corona-Zeit zur „Musikkirche“ und bereichert die Region seitdem mit etlichen Konzerten und musikalischen Gottesdiensten. Außerdem berichten die Teilnehmenden von Ensembles, die die Pandemie erstaunlich gut überstanden haben. Und sie beobachten, dass die Lust am Musizieren und Singen ungebrochen ist – auch wenn sich die Art des persönlichen Engagements verändert hat: Die projektbezogene Arbeit ist stark im Kommen, beobachtet Monika Schlößer. Menschen singen für ein einzelnes Konzert in einem Chor mit, ohne sich dauerhaft an das Ensemble binden zu wollen.

Niedrigschwellige Angebote sind im Kommen

Diese neue Unverbindlichkeit hat etwas Reizvolles, findet die Vorsitzende des Kirchenmusikausschusses: „Dieses Niedrigschwellige führt dazu, dass viele eben doch längerfristig bei einem Chor bleiben, wenn sie erst einmal ein gemeinsames Konzert erlebt haben.“ Besonders dann, wenn’s in der Gruppe auch gesellig zugeht. Denn Kirche lebt von Beziehungen – auch, was die Ensemblearbeit betrifft, glauben die Ausschussmitglieder.

Moderne Lieder für junge Leute?

Kontroverser diskutierte das Gremium indes das Thema Repertoire und Stilistiken. Es gab keine einheitliche Meinung darüber, ob ein Ensemble zwingend modernere Lieder spielen muss, um auch für junge Leute attraktiv zu sein. Denn der fehlende Nachwuchs ist für viele Chöre und Bläsergruppen ein Problem. Einig waren sich die Mitglieder allerdings darüber, dass jede Musik begeistern kann – sofern sie mitreißend interpretiert wird.

Offenes Singen und Projektkonzerte

Die Kirchenmusik hat es nach zwei Pandemie-Jahren also nicht leichter. Aber sie klingt weiter, sind sich die Haupt-, Neben- und Ehrenamtlichen sicher. Und damit das so bleibt, nahmen die Gäste am Ende einige Best-Practice-Beispiele in die eigene Gemeinde mit: Um den Gesang zu unterstützen, sollten die SängerInnen des Chores nicht vor der Gemeinde stehen, sondern sich unter die Gottesdienstbesucher mischen. Wichtig sind außerdem pfiffige Werbeaktionen und besondere Veranstaltungen wie Mitsingpartys, offenes Singen oder Projektkonzerte. Und schließlich darf das Singen mit Kindern und Jugendlichen nicht aus den Augen verloren werden.

Musik braucht Zeit

Denn gute Kirchenmusik ist es wert, dass man Liebe und Zeit in sie investiert, meint Dekanatskantor Christoph Rethmeier abschließend: „Schließlich hat es bei einem Stück wie ,Lobet den Herrn‘ auch mehr als 100 Jahre gedauert, bevor es etabliert war. Es lohnt sich also dranzubleiben – und es lohnt sich, dass wir MusikerInnen uns weiterhin austauschen.“ (bon)

Im Detail: Der Kirchenmusikausschuss

Der Ausschuss für Kirchenmusik im Evangelischen Dekanat Westerwald arbeitet kompetent mit den Aktiven der Region zusammen. Er ist ein wichtiges Gremium der Dekanatssynode und kümmert sich unter anderem um musikalische Jahresplanungen, Konzertorganisationen, den fachlichen Austausch oder um Angebote für nebenamtliche Musikerinnen und Musiker. Dem Kirchenmusikausschuss gehören neben und ehren- und nebenamtlichen Mitgliedern auch die Dekanatskantoren Jens Schawaller und Christoph Rethmeier sowie Eva Maria Mombrei (Kirchenmusikerin im Dekanat) an. Er besteht aus neun Personen; die Vorsitzende ist Monika Schlößer.

Diese Seite:Download PDFDrucken

to top