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Eberhard Ströder ist dienstältester aktiver Organist im Dekanat

Seit 60 Jahren entlockt er der Orgel Mords-Musik

bonEberhard Ströder ist seit 60 Jahren als Organist tätig.

Eberhard Ströders Gedächtnis ist grau-schwarz marmoriert und hat einen dicken Einband. Ein altes Notizbuch, in dem der 80-jährige Mogendorfer seine ersten Orgeldienste fein säuberlich dokumentiert hat. Mit Datum und Einnahmen. 56 Mark für acht Gottesdienste im Monat. Der früheste Eintrag stammt vom 5. Mai 1963.

Damit ist Eberhard Ströder der dienstälteste, noch aktive Organist im Evangelischen Dekanat Westerwald. Seit 60 Jahren haut er in die Tasten. Und der Routinier denkt noch lange nichts ans Aufhören.

Unromantischer Start

In glühendes Schwärmen gerät er trotzdem nicht, wenn er von der „Königin der Instrumente“ erzählt. Für ihn ist sie eher die treue Begleiterin – und manchmal auch Mittel zum Zweck. Doch dazu später mehr. Der Beginn seiner Beziehung zur Orgel ist ziemlich unromantisch: 1963 springt Eberhard Ströder für seinen Vater ein, der aus gesundheitlichen Gründen den Orgeldienst in Nordhofen und Mogendorf beendete. „Also musste ich ran“, erinnert sich Ströder, während er am Spieltisch des Nordhofener Instruments sitzt. „Ich hatte zwar schon Unterricht, aber ich war zu Beginn furchtbar aufgeregt. Der Pfarrer meinte damals nur: ,Eberhard, hab keine Angst. Hier spielt niemand so gut wie Du‘. Und dann ging’s. Obwohl ich mir anfangs ganz schön einen abgewürgt habe.“

Bis in die Puppen georgelt

Seitdem gehören Eberhard Ströder und die Musik zusammen. Nicht nur die Kirchenmusik. Damals verdient er sich neben seinem Schreinerberuf sowohl an der Kirchen- als auch an der Hammond-Orgel etwas dazu und tritt als Alleinunterhalter bei Festen auf. „Samstags habe ich bis 3 Uhr nachts auf Feiern gespielt und morgens den Gottesdienst begleitet. Einmal bin ich dabei sogar eingeschlafen, und der Pfarrer musste mich wecken“, erinnert er sich an die wilden Zeiten, die sich aber gelohnt haben: „Bei den Feiern gab’s noch keine festen Gagen, sondern den sogenannten Tanzgroschen: In den Pausen ging der Hut rum, und die Gäste haben da ordentlich was reingetan“, erzählt er.

"Stehe zu meiner Kirche"

Irgendwann in den 1970er-Jahren lässt er die Alleinunterhalterzeit dann ausklingen. Seine Orgeldienste nehmen dafür zu. Er spielt nicht nur in Nordhofen und Mogendorf, sondern übernimmt regelmäßige Vertretungen in den Kirchengemeinden des Dekanats. „Organisten waren schon damals Mangelware. Viele haben keine Lust auf den Dienst am Sonntagmorgen. Mir war das egal. Ich war ja eh im Gottesdienst.“ Die Kirche und der Glauben sind dem Mogendorfer eben wichtig. Wichtiger als die Musik. „Das Schönste am Orgelspielen ist, dass ich Teil des Gottesdienstes bin. Ich sehe mich gar nicht als den großen Künstler am Instrument und kann auch nicht gut improvisieren; das habe ich nie richtig gelernt. Ich mache es eben so, wie ich’s kann. Und ich stehe zu meiner Kirche.“

Musik für Afrika

Eberhard Ströder, der treue und verlässliche. Seit seinem Dienstantritt 1963 hat er fast jedes Wochenende gespielt, erzählt er. Bis auch zwei Ausnahmen. Die eine trifft ihn Anfang der 200er-Jahre. Er wird schwer krank. So schwer, dass die Ärzte nicht mehr an ihn glauben. Aber Eberhard Ströder übersteht zwei Krebserkrankungen und setzt sich fortan für Tansania ein. Das ist die zweite Ausnahme: Er verbringt mehrere Wochen pro Jahr in dem afrikanischen Land und hat dort verschiedene Bau- und Hilfsprojekte ins Leben gerufen. Womit wir beim „Mittel zum Zweck“ wären: „Das Geld, das ich während meiner Orgeldienste einnehme, spende ich an Tansania oder finanziere damit meine Flüge dorthin“, erzählt er von seiner Herzenssache.

"Er ist erstanden"

Die Orgel und Afrika gehören für Eberhard Ströder eben zusammen. Die Musik hilft seinem Engagement für Tansania; das Land inspiriert ihn, wenn er sonntagmorgens in die Tasten haut. „Mein Lieblingsstück ist das tansanische Kirchenlied ,Er ist erstanden, Halleluja‘. Das spiele ich besonders gerne“, erzählt er – und kommt dann doch ins Schwärmen. Über die Musik, über die Choräle und die Klänge Afrikas.

Es sind noch Seiten frei

Da spielt’s auch keine Rolle, dass ihm sein Knie derzeit etwas Sorgen macht. „Wenn ich einmal auf der Orgelbank sitze, geht’s“, sagt er und lässt die Füße über die Orgelpedale huschen. In Eberhard Ströders Notizbüchern sind eben noch viele Seiten frei. Deshalb macht er weiter, so lange er noch kann: „Die Orgel ist eben ein tolles Instrument. In dem Apparat steckt eine Mords-Musik!“ (bon)

Anlässlich seines Dienstjubiläums wird Eberhard Ströder am Sonntag, 28. Mai, um 14 Uhr in einem Gottesdienst geehrt. Der Gottesdienst findet am Außenaltar in Nordhofen statt; Parkmöglichkeiten gibt‘s in der Schulstraße, Parkplatz Pfauenhalle. Der Nachbarschaftsraum Selters ist ausdrücklich herzlich eingeladen. Es singt ein Gospel-Chor.

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