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Mehr als 50 Gäste - Musik von "Frechblech"

Waldandacht beeindruckt mit Unterhosen-Experiment

dekPfarrer Carsten Schmidt, Diakon Markus Seibel, Bildungsreferentin Nadine Bongard und Förster Carsten Frenzel während der Waldandacht (von links).

Mehr als 50 Menschen haben an der fünften Ökumenische Waldandacht des Forstamts Neuhäusel und des Evangelischen Dekanats Westerwald teilgenommen. An der Jagdhütte bei Ransbach-Baumbach kamen die Gäste zusammen, um innezuhalten und sich dem aktuellen Zustand des Waldes zu widmen.

 

Tiefe Bodenschichten gut durchfeuchtet

Beim Gespräch zu Beginn zwischen Nadine Bongard, Referentin für gesellschaftliche Verantwortung beim Dekanat, und Carsten Frenzel, Produktleiter Waldinformation, Umweltbildung, Walderleben von Landesforsten Rheinland-Pfalz, ging es zunächst um den aktuellen Bodenzustand, der die Basis für alles Leben im Ökosystem Wald ist: „Ja, es hat im Winter und Frühjahr überdurchschnittlich viel geregnet", sagt Carsten Frenzel. "Damit sind auch die für alte Bäume wichtigen tiefen Bodenschichten gut durchfeuchtet worden und es ist gewiss Wasser sogar ins Grundwasser gesickert. Aber: Diese 300 Liter mehr entsprechen gerade mal dem zu geringen Niederschlag des Jahres 2018. Das Minus der Folgejahre fehlt noch immer und das merkt man Altbäumen mit sich fortsetzenden Absterbeerscheinungen an!“

Vergrabene Unterhosen

Um sich dem Boden dieses Jahr besonders zuzuwenden, beschlossen die Organisatoren zuvor die Teilnahme am „Unterhosenexperiment“ des Waldbildungszentrums Hachenburg. Dazu wurde eine Unterhose aus reiner Baumwolle acht Wochen und eine weitere vier Wochen vor der Andacht neben der Hütte vergraben, um Aufschluss über die dortige Aktivität der Bodenlebewesen zu erhalten. Umso spannender der Moment, als Pfarrer Schmitt die Hosen jetzt ausgrub. Diejenige, die nur vier Wochen im Boden war, zeigte lediglich Stockflecken, aber keine Löcher. Das lag gewiss am trockenen August. Die andere jedoch war am einlagigen Stoff der Rückseite komplett weggefressen. Die Hosen werden getrocknet zum Waldbildungszentrum geschickt und sind dann Teil einer Mitmachausstellung: Während des "Tags der offenen Tür" am 15. werden alle mehr oder minder zerfressenen Unterhosen präsentiert und so Unterschiede in der Bodengesundheit visualisiert. Wie Pia-Katharina Schlunk, die das Projekt betreut, erklärt, sind bereits Unterhosenpaare eingegangen. 

Bewusst konsumieren

Im Anschluss sangen die Anwesenden das Lied „Eine Hand voll Erde“, wobei sie vom Bläserensemble „Frechblech“ des Dekanates bewährt unterstützt wurden. Während Frenzel empfahl, sowohl den Holzverbrauch Im Alltag („Nutzen Sie Recyclingpapier, wo es geht?“) zu überdenken und dazu sich auch einen bewussteren Konsum insgesamt wünschte, fügte Diakon Markus Seibel von der katholischen Pfarrei St. Peter und Paul im Kannenbäckerland an: „Ich sollte mir stets überlegen, was brauche ich, was nicht.“ Als Beispiel für dieses bewusste Leben und Erleben lud er ein, ihm bei einer kleinen Barfußrunde durch den Wald zu folgen. Ungewohnt auch sein späterer Hinweis auf frühere, aber heute vergessene Gebetshaltungen. Beispielhaft nahmen alle im Stehen eine umarmende Haltung ein. „Als wollten wir alles umarmen, auch die Erde“, so Seibel. So wurde auch das Vaterunser gesprochen. Der Impuls der Andacht kam von Pfarrer Carsten Schmitt. Er betonte, dass wir Menschen nur ein Geschöpf unter vielen Geschöpfen sind, aber Verantwortung für diese Mitgeschöpfe übernehmen müssten. Die Menschen müssten also versuchen, sich von Vernichtung und Zerstörung abzuwenden und sich weniger als Zentrum zu sehen: „Es ist nicht alles gegenüber, sondern auch hinter, unter, über uns“, sagte Schmitt.

Die Hachenburger Waldtage finden als Teil der Deutschen Waldtage am 15. September um 10 bis 18 Uhr im Walsbildungszentrum Hachenburg statt. Näheres unter www.wald.rlp.de

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