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Musikalischer Pfarrer geht in den Ruhestand – Gottesdienst in Höhr-Grenzhausen gefeiert

Zum Abschied hört Matthias Neuesüß einfach zu

bonAm Ende lassen sie „ihren“ Pfarrer noch einmal hochleben: Pfarrer Matthias Neuesüß inmitten seiner KollegInnen, seiner Familie, seiner Freunde und Weggefährten.

Pfarrer Matthias Neuesüß sagt Adieu: 15 Jahre lang war er Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Höhr-Grenzhausen. Nun geht er in den Ruhestand. Vorher verabschiedet er sich – in einem Gottesdienst, der bewegt. Und in dem er zwar im Zentrum, aber nicht im Rampenlicht steht.

bonPröpstin Sabine Bertram-Schäfer (rechts) und andere Weggefährten applaudieren Pfarrer Matthias Neuesüß und wünschen ihm Gottes Segen für seinen Ruhestand.

 Denn das mag er nicht so gerne. Während seines Abschieds in der Evangelischen Kirche hört er oft zu und empfängt viele Segenswünsche, die ihm seine Weggefährten mit auf den Weg geben.

Geist kommt immer rechtzeitig

Drei von ihnen sind Pfarrer Carsten Schmidt von der Evangelischen Kirchengemeinde Ransbach-Baumbach – Hilgert, Pfarrer Fabian Schley (Neuhäusel) und seine Höhr-Grenzhäuser Kollegin Monika Christ, die nach Matthias Neuesüß‘ Abschied auch die Vakanzvertretung übernimmt. Das Trio verabschiedet den Pfarrer mit einer ungewöhnlichen Predigt in drei Teilen. In ihr blicken sie auf Neuesüß‘ Ordinationsjahr 1996 zurück – dem Jahr der Loveparade, des deutschen EM-Titels, der Backstreet-Boys. Dann schlagen sie den Bogen zum Pfingstfest. Sie sprechen über Gottes Geist, auf den auch – und gerade – Pfarrpersonen angewiesen sind. Einen Geist, der immer rechtzeitig kommt; auch dann, wenn die Worte fehlen.

Zuhören ist in Ordnung

Matthias Neuesüß hat während seiner Zeit in Höhr-Grenzhausen vielen Menschen viele gute Worte gesagt – ob in der Seelsorge, in der Konfirmandenarbeit, in Gottesdiensten. Heute hört er zu. Das ist in Ordnung, denn auch das ist Kirche, glaubt Monika Christ: „Der Aufbruch von Pfingsten macht uns zu Menschen, die sprühen und erzählen, die aber auch zuhören“, sagt sie während der Predigt. „Wir sind eine Gemeinschaft von Menschen, die durchtragen, wenn der Glaube fern ist. Wenn wir selbst nicht mehr können, ist immer einer da, der vom Geist beseelt ist und singt, wenn ich selbst nicht singen kann. Im Vertrauen darauf lassen wir Dich, Matthias, gehen und erzählen von Gott, wenn wir begeistert sind und verschweigen die Tage nicht, an denen wir still geworden sind.“

Musikalische Abschiedsgrüße

Matthias Neuesüß kennt sie, die Tage der Begeisterung, aber auch die der Stille. Die Musik, erzählt Pröpstin Sabine Bertram-Schäfer, begleitet den Pfarrer durch beide. Sein Herz für Kirchenmusik hat er sich sein Leben lang bewahrt – während seiner Ausbildung, seiner Zeit als Pfarrer in Neuhäusel und später in Höhr-Grenzhausen. Auch während seines Abschieds spielt die Musik eine wichtige Rolle – mit den kräftigen Stimmen der Kantorei, den mal feierlichen, mal swingenden Klänge des Posaunenchores, und den Orgelwerken der Romantik, die Eva Maria Mombrei gefühlvoll interpretiert. Exquisite Klänge als Geschenk für einen „zugewandten und reflektierten Pfarrer“, wie der Vertreter der Stadt, Andreas Erdmann, Matthias Neuesüß beschreibt.

Auf Händen getragen

Matthias Neuesüß steht nicht gerne im Rampenlicht, auch nicht am Ende seiner Dienstzeit. Das sagt auch sein ehemaliger Amtskollege Wolfgang Weik über ihn. „Aber sein Engagement – zum Beispiel für die Gemeinde, die Ökumene und den interreligiösen Dialog - hinterlässt tiefe Spuren – und dafür gebührt ihm großer Dank.“ Nach dem Gottesdienst stellen sich Matthias Neuesüß, sein Kirchenvorstand, die KollegInnen und seine Familie zum Gruppenfoto auf. Plötzlich steht er dann doch so richtig im Mittelpunkt: Fürs Foto tragen ihn seine Weggefährten auf Händen. Und Matthias Neuesüß lacht herzlich los. (bon)

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